Die Geschichte hinter „Kleiner Astronaut“

19. August 2022. Ich weiß es noch wie heute. Ich öffne meinen Facebook-Account. Ich lese einen Abschiedsbrief. An Ewen kleiner Kämpfer geht seinen Weg. Von seiner Familie. Ein neunjähriger kleiner Junge mit mehrfach schweren Behinderungen. Er ist über Nacht gestorben. Von heute auf morgen.

Ich war in Schockstarre, das Begreifen setzte nur ganz langsam ein. „Sollte er nicht eigentlich zur Reha fahren…? Warum? Das kann doch nicht sein.“ Dann fing ich gefühlt ewig an zu weinen. Von heute auf morgen einfach weg. „Oh mein Gott wie mussten sich seine Eltern fühlen…ich muss ihnen schreiben, aber was soll ich da schreiben…ich kann nichts schreiben. Ich hab keine Worte.“ Ich schreib ein Lied. Ja ich schreib ein Lied.“

Und ich schrieb und schrieb und weinte und weinte und dann war es fertig. Ewens Lied: „Kleiner Astronaut.“ Ich nahm es auf und schickte es Ewens Eltern. „Ob das vielleicht anmaßend war? Wir kennen uns ja eigentlich gar nicht. Nur über die zwei Musikvideoaktionen. Mensch darf ich das überhaupt. Hoffentlich verstehen sie das nicht falsch…, mensch, was hab ich da wieder gemacht…“

Minuten später bekam ich einen Anruf. Am anderen Ende Ewens Eltern, Stefanie und Heiko, weinend, sich tief berührt bedankend für das Lied und ich weinte mit und wir weinten und weinten. Dann sprachen wir, wie alles kam und dann weinten wir wieder. Sie fragten mich, ob ich mir vorstellen könne, das Lied auf Ewens letzter Reise zu spielen. Ohne zu überlegen sagte ich zu.

Wie in Trance fuhr ich zur Beerdigung. Die Eltern wünschten sich bunte Kleidung. Ich weiß noch, ich trug einen gelben Rock mit weißen Punkten und brachte Sonnenblumen mit. Alle waren farbenfroh angezogen. Wie zu einem Kindergeburtstag gab es Luftballons, überall waren kleine Astronautenballons und Plüschtiere zu sehen. Der weiße kleine Sarg war liebevoll bemalt, mit einem Regenbogen, einem winkenden Astronauten, Sterne, ein Herz, einer Rakete und die Handabdrücke der Familie und der Pfotenabdruck von Mieze Tiger und Hund Kesh. Überall standen Blumen, überall weinten Menschen und es kamen viele, so viele Menschen angereist. Von überall her.

Wie verhält man sich, wenn man sich das erste Mal in real begegnet, nach losem Kontakt übers Internet? Zum Tod von Ewen, der nun noch immer in meinem Videos zu sehen ist. Wir sahen uns, nahmen uns in die Arme und weinten und weinten und weinten immer wieder. Wir waren uns ganz nah und es war selbstverständlich da zu sein. Mit zu weinen. Mit zu halten, was so unbegreiflich war.

Die Trauerrednerin fragte mich, ob ich das schaffen würde, das Lied live zu spielen. Ich sagte: „Ich weiß es nicht. Ich hab sowas noch nie gemacht. Halte die Aufnahmen bereit falls ich abbrechen muss!“

Alle nahmen Platz. Die kleine Kirche war voll mit berührten Menschen, die Ewens letzte Reise begleiten wollten. Immer wieder hörte man Schluchzen und in Taschentücher schnauben. Die Rede war wunderschön. Ein Frau sang, berührend. Dann kam mein Stichwort.

Ich stand auf, wie in Zeitlupe. Ich stellte mich neben Ewens so liebevoll gestalteten Sarg und sang sein Lied. Mit vollem Herzen und einem Strahlen im Gesicht. Ich fühlte Ewen so stark. Er gab mir die Kraft, das Lied genauso zu singen, wie ich es sang. Es geschah alles wie in Watte gehüllt.

„Und jetzt noch einen Kuss aus Sternenstaub, auf immer Euer kleiner Astronaut“ , hörte ich mich enden…setze mich hin und brach wieder in Tränen aus. Meine Nachbarin reichte mir Taschentücher.

Später gingen dann alle nach draußen. Jeder bekam einen Ballon in die Hand beim Rausgehen. Als wir alle am Grab versammelt standen, ließen wir die Ballons steigen. Gänsehaut. Tränen. Rührung. Ich weiß noch ein Ballon flog ein bisschen abseits, so ein bisschen fern der anderen, seinen ganz eigenen Weg fliegend. Und trotz des schönen Wetters, war so etwas wie ein kleiner Regenbogen zu sehen, der auch später wieder über der Gaststätte zu sehen war, in der wir zusammenkamen. Ähnlich wie der Regenbogen auf Ewens Sarg. Gänsehaut.

Ich habe lange damit gehadert so etwas zu sagen, weil man sowas ja in Deutschland sich kaum getraut zu sagen: Aber es war eine so schöne Beerdigung. So würdevolle, so liebevoll, so pietätvoll, so wunderschön! Was Stefanie und Heiko, samt Familie und ihre Unterstützer und Unterstützerinnen da geschaffen haben, ist unbeschreiblich und bewundernswert. So viel Liebe in jedem Detail. So viel Liebe für Ewen ❤

Nachdem wir dann noch zusammen gesessen hatten und alle mit einander redeten, verabschiedete ich mich, um wieder nach Leipzig zu fahren.

Ich musste dann nochmal anhalten, weil ich weinen musste. Weil die Anspannung und das Erleben von mir abfiel. Wie ein Begreifen, was gerade hinter mir lag. Ich hielt an. Atmete durch und dann schoss es mir wie ein Blitz in den Kopf, wie eine Eingebung von woher auch immer. Mein Herz wusste plötzlich wohin es soll….

Ewen gehört seitdem zu meinem Leben, hat seinen festen warmen Platz in meinem Herzen und hat mit seinem Lied schon so viele Menschen berührt, weinen lassen, mitfühlen lassen und geholfen, wo sich andere Eltern allein gelassen fühlten, die auch ihr Kind haben gehen lassen müssen. Ewen schickt so viel Licht in die Welt, wohl laut seiner Mama, schon immer, und jetzt immer noch, obwohl er nicht mehr da ist. Ein Geschenk ❤

Ich freue mich, dass ich Ute Kneisel (illute) & Kirill Abdrakhmanov von mi niki ngkong productions (www.minikingkong.de) gewinnen konnte, zu meiner fragile Erstaufnahme, die ich Ewens Eltern am 22.08. schickte, diesen wunderschönen liebevollen Trickfilm zu gestalten. Ich bin sehr sehr dankbar Ihr zwei beiden! Danke von Herzen! ❤

Teilt Ewens Lied & Trickfilm mit Menschen, für die es wichtig sein könnte. Weil ein Lied manchmal so viel mehr sein kann als nur ein Lied.

Das, was ich damals Ewens Eltern schrieb, als ich Ihnen diese Aufnahme hier schickte, kann ich Ihnen auch heute noch schreiben:

Liebe Stefanie, lieber Heiko, lieber Elias,

ich danke Euch von Herzen, dass Ihr Ewen so ein liebevolles Zuhause gegeben habt für die Zeit als Erdenkind. Man hat Eure Liebe zu ihm so sehr gespürt.

In all Eurem Sein und Tun. Danke! Ich umarme Euch!

Ganz fest!

Denken wir fest an Ewen und das Licht, was er in diese Welt gebracht hat! Gute Reise lieber Ewen!

So schön, dass Du da warst!

Von Herzen,

Eure Nadine

Zu Ewens Lied & Trickfilm

Nadine Maria Schmidt - Kleiner Astronaut ( Für Ewen & Familie)

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„Dein musikalisches Denkmal“ findet Ihr hier:

www.deinmusikalischesdenkmal.de

Die Spendenaktion für Familien, die Kinder verloren oder Kinder, die jung Eltern verloren haben, findet Ihr hier:

https://www.deinmusikalischesdenkmal.de/teilhabe/

Ich freu mich über jeden, der mithilft. Jeder mit dem, was er geben kann und möchte ❤

Seid herzlich willkommen! ❤

Eure Nadine

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