Ihr Lieben,
ich grüße Euch vom unterm Baum und alle „Fünfe mal grade“ sein lassen. Zur Ruhe kommen und sich nur um die Familie drehen und nichts anderes. Ich wünsche Euch von Herzen ein schönes Weihnachtsfest mit Euren Lieben mit dem Blick auf das Wesentliche, das Zusammensein mit Menschen, die man lieb hat und auch denen gedenkt, die man lieb hat, aber die nicht mehr unter uns weilen und sich auf ihre letzte Reise begeben haben.
Bei uns ist es mein Vater, den ich im Juli diesen Jahres nach schwerer und langer Krankheit bis zum letzten Atemzug begleiten durfte. Es wird das erste Weihnachten ohne ihn sein. Die schwerste Zeit sei immer das erste Jahr, wenn man diese besonderen Tage das erste Mal ohne den geliebten Menschen verbringt, habe ich mal jemand sagen hören. Vielleicht in meiner Fortbildung in der Trauerbegleitung oder in der Sterbebegleitung. Ich weiß es nicht mehr.
Mein Vater hat uns als Kinder immer heimlich, wenn wir mit Mama in der Kirche waren, das Zugbrett, die Autorennbahn, die selbstgebaute Puppenstube, den Kaufmannsladen und den Bauernhof aufgebaut, hat Pyramiden und Schwippbögen geschnitzt und unser Zimmer zu einem echten Erlebnis zu Weihnachten gemacht. Ich habe ausschließlich gute Erinnerungen an unsere Weihnachten. Die letzten Jahre hat er unserem Sohn den Zug aufgebaut und in meiner alten Puppenstube alle Lichter und die Türklingel repariert, neuen Teppich verlegt und die Wände tapeziert. Und es fühlte sich ein bisschen an wie früher.
Alles ist noch da, aber es wird das erste Mal ohne den sein, der das alles erschaffen hat, der Mann, der handwerklich irgendwie alles konnte, egal nach was man ihn fragte. Papa hat das immer irgendwie hinbekommen. Sein ganzes Werk bleibt, aber die Maschinen stehen still, das Holz steht in der Ecke, die angefangen Projekte sind liegen geblieben, keiner mehr da, der sie zu Ende bringt oder etwas Neues erdenkt.
Für mich ist er immer noch da, auch wenn ich ihn nicht mehr sehen kann und ich weiß, wenn wir morgen im Vogtland ankommen, wird die Klingel im Puppenhaus wieder nicht mehr funktionieren und ich werde rufen: „Opa, die Klingel ist kaputt! Kommst Du mal?“ Und dabei werde ich lachen und weinen gleichzeitig Mal sehen, ob er uns ein Zeichen gibt…
Wen vermisst Ihr? Und wie gedenkt Ihr Euren Lieben zu Weihnachten?
Ich schicke Euch ganz viel Kraft und seid alle von Herzen lieb gegrüßt und Papa habs schön, wo auch immer Du jetzt bist, wir denken an Dich,
Nadine